Luft nach oben
In den letzten Monaten wurde gewerkschaftlich und politisch unter anderem darüber diskutiert, wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch besser funktionieren könnte.
Text: Monika Gabriel: GÖD-Vorsitzender-Stellvertreterin
und Bereichsleiterin der GÖD-Frauen
Möglichkeiten gibt es viele, manchmal sogar die Qual der Wahl: Kinderbetreuung durch Familienmitglieder, Tagesmütter und -väter, Kinderbetreuungseinrichtungen der Gemeinden und Länder oder von privat geführten Anbietern. Die Kinderbetreuung ist in Gesamtösterreich für die ab 3-Jährigen als nahezu „sehr gut“ zu bezeichnen (Auszug aus der Homepage des BKA: www.frauen-familien-jugend.bka.gv.at). In Österreich gab es im Berichtsjahr 2017/18 insgesamt 9297 institutionelle Kinderbetreuungseinrichtungen; davon sind 4570 Kindergärten, 2121 Kinderkrippen, 1039 Horte und 1567 altersgemischte Betreuungseinrichtungen.
Ganz anders stellt sich die allgemein zugängliche Betreuung von Klein- und Kleinstkindern unter drei Jahren dar. Hier ist noch Luft nach oben. Dennoch haben wir Gewerkschaftsfrauen einiges erreicht: Die Familienförderungen wurden insgesamt verbessert. So betrugen zum Beispiel die Ausgaben des Familienlastenausgleichsfonds im vergangenen Jahr 7,0 Milliarden Euro, 3,4 Milliarden Euro davon wurden an Familienbeihilfe für 1.750.977 Kinder ausbezahlt.2 Die Ausgaben für das Kinderbetreuungsgeld betrugen 1,2 Milliarden Euro.
Wir GÖD-Frauen setzen uns seit Jahren für den Ausbau von Kinderbetreuungsmöglichkeiten ein. Dies ist auch Bundesministerin Dr. Juliane Bogner- Strauß ein großes Anliegen. Politische Vereinbarungen zwischen dem Bund und den Ländern wurden – nach längeren Diskussionen – beschlossen: Demnach ist der Ausbau der Elementarpädagogik nach Art. 15a B-VG Ländersache. Der Bund finanziert mit 142,5 Millionen Euro jährlich zusätzlich den Kindergartenausbau für die Länder. Eine diesbezügliche Studie (Quelle: „Kosten-Nutzen-Analyse der Elementarbildungsausgaben in Österreich“, Studie des Österreichischen Instituts für Familienforschung an der Uni Wien für den Zeitraum 2005 bis 2016, ebd.) ergab folgendes Ergebnis:
- Aufgrund der Ausweitung des Angebots der Elementarpädagogikist es früher möglich, wieder in die Erwerbstätigkeit einzusteigen. Die Erwerbstätigkeit von Frauen ist von 50 auf 75 Prozent gestiegen. Leider sind aber auch die Teilzeitquoten gestiegen, von etwa 30 Prozent der beschäftigten Frauen auf 50 Prozent. Die Teilzeitquote der Männer hat sich seit 2005 zwar verdoppelt, ist mit 8,5 Prozent aber immer noch sehr gering.
- Als positiv ist anzumerken, dass es seit 2005 rund 23.000 ElementarpädagogInnen und Hilfskräfte mehr gibt. Das ist ein Wachstum von 70 Prozent!
- Bei Kindern mit Migrationshintergrund wurde eine wesentlich bessere und schnellere Integration festgestellt.
- In die Elementarpädagogik bzw. in die Bildung insgesamt zu investieren, bringt allen etwas und ist zukunftsweisend für unser Land und unsere
Gesellschaft!
Mein Fazit: In den letzten Jahren ist in diesem Bereich viel Positives geschehen. Verbesserungsbedarf betreffend Betreuungsmöglichkeiten für
die unter 3-Jährigen sowie flexiblere Öffnungszeiten und bessere Bezahlung für die betreuenden Pädagoginnen sind weiterhin anzustreben und zu
fordern. Daher werden wir auch an diesem Thema dranbleiben.
Erschienen im GÖD-Magazin 07/18