Wie gelingt die Balance?
Telearbeit und Betreuungspflichten – was helfen kann, sich in diesem Spannungsfeld bestmöglich zu positionieren.

Dieser Beitrag stammt aus dem GÖD-Magazin 3/2025, von Mag.a Ursula Hafner, GÖD-Vors.-Stv. und Bereichsleiterin GÖD-Frauen
Das Verhältnis zwischen Familie und Erwerbstätigkeit wird sowohl auf individueller und familiärer Ebene als auch auf gesamtgesellschaftlicher wie organisatorischer Ebene häufig als Konflikt wahrgenommen. Ein wiederkehrender Vorschlag zur Lösung dieses Konflikts sind flexible Arbeitsformen wie Telearbeit. Doch inwieweit können diese Arbeitsmodelle die Vereinbarkeit von Familie und Beruf tatsächlich verbessern? Im Öffentlichen Dienst gibt es durch klare Regelungen im BDG und VBG bereits gute Möglichkeiten, flexible Arbeitszeitmodelle zu nutzen.
Im PVG ist explizit festgelegt, dass die schriftliche Mitteilungspflicht an den Dienststellenausschuss bezüglich der Absicht, Telearbeit zu gewähren, sowohl bei der Anordnung von Telearbeit für beamtete Bedienstete als auch bei der Vereinbarung von Telearbeit für Vertragsbedienstete zur Anwendung kommt. Diese klaren Vorgaben schaffen Transparenz und eine strukturierte Nutzung von Telearbeit.
Studie zur Auswirkung von Homeoffice auf Partnerschaften
Die im ÖIF Working Paper 104 veröffentlichte Studie „Homeofficenutzung von Eltern: Ein Instrument zur Optimierung von Vereinbarkeit und Partnerschaftlichkeit?“, von Sonja Dörfler-Bolt und Norbert Neuwirth, erschienen 2025, untersucht die Auswirkungen von Homeoffice auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, insbesondere für Eltern. Sie beleuchtet sowohl die Vorteile als auch die Herausforderungen der Homeofficenutzung und analysiert den Einfluss von Faktoren wie Erwerbsausmaß, Bildungsstand und Familienstruktur.
Die wichtigsten Ergebnisse:
- Erwerbszufriedenheit: Homeoffice und flexible Arbeitszeiten tragen zur Steigerung der Erwerbszufriedenheit bei Eltern bei. Dabei haben flexible Arbeitszeiten einen stärkeren positiven Einfluss auf die Zufriedenheit als das Homeoffice selbst.
- Stressbelastung: Mütter mit kleinen Kindern erleben weniger Arbeitsstress, wenn sie im Homeoffice arbeiten. Jedoch kann die Doppelbelastung durch familiäre Verantwortung zunehmen.
- Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Homeoffice verbessert grundsätzlich die Vereinbarkeit von Familien- und Berufsverpflichtungen, vor allem durch die Einsparung von Pendelzeit. Allerdings bleibt die ungleiche Verteilung von unbezahlter Arbeit weiterhin bestehen. Trotz der positiven Effekte von Telearbeit können diese geschlechtsspezifischen Ungleichheiten in der Arbeitsteilung nur begrenzt verringert werden.
Fazit und Ausblick
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Home office durchaus positive Effekte auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben kann. Dennoch löst es nicht alle Probleme. Besonders die geschlechtsspezifischen Ungleichheiten bei der Aufteilung der Familienarbeit bleiben auch bei der Nutzung von Telearbeit bestehen – und in vielen Fällen wird die Doppelbelastung von Frauen mit Betreuungspflichten sogar verstärkt. Aus meiner Sicht sollte Telearbeit nicht dazu führen, dass die Belastung von Frauen mit Betreuungspflichten steigt. Die Trennung von Familien- und Berufsleben fällt in der Praxis oft schwer, wie mir viele Kolleginnen berichten. Telearbeit ist ein wichtiges Instrument, das die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern kann. Dennoch ist es entscheidend, dass wir die geschlechtsspezifischen Ungleichgewichte in der Arbeitsteilung und die Belastungen, die insbesondere Frauen betreffen, nicht aus den Augen verlieren. Nur durch eine umfassende Betrachtung aller Rahmenbedingungen kann Telearbeit wirklich zu einer besseren Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben führen.