Wir sind am Weg
Beim 19. ÖGB-Bundeskongress im Juni 2018 zeigte sich ein Paradigmenwechsel: Endlich sind wir Frauen wahrnehmbar vertreten und rücken ins Zentrum des Geschehens.
Text: Monika Gabriel: GÖD-Vorsitzender-Stellvertreterin und Bereichsleiterin der GÖD-Frauen
Ein Blick in den Saal des Austria Centers machte deutlich, dass zu diesem ÖGB-Kongress wesentlich mehr Frauen (insgesamt etwa 40 Prozent) von den Fachgewerkschaften, Fraktionen und ÖGB-Gremien (Jugend, Frauen, PensionistInnen) delegiert wurden. Endlich sind Frauen auch in der Gewerkschaft sicht- und hörbarer. Das kommt wohl auch deshalb, weil sich etwa gleich viele Frauen wie Männer zu Wort gemeldet haben!
Der Leitantrag wurde gegendert, und alle frauenund familienpolitischen Forderungen der ÖGBFrauen wurden in den Leitantrag (siehe auch www. oegb.at) eingearbeitet. Aus meinem frauenpolitischen Blickwinkel heraus ist mir positiv aufgefallen, dass allgemein stark auf Ausgewogenheit geachtet wurde, angefangen bei der Führung des Tagungspräsidiums über die Zusammenstellung der Kommissionen bis hin zur Auswahl der SprecherInnen. Es gibt noch Luft nach oben In den ÖGB-Vorstand wurden neun Frauen und zwölf Männer gewählt. Ja, von 50:50 sind wir noch ein wenig entfernt, aber die bessere bzw. fairere Aufteilung der Mandate ist schon deutlich erkennbar. Um fair zu sein, möchte ich erwähnen, dass das mit der jeweiligen Mitgliederdichte der Fachgewerkschaften, der Fraktionen und der dortigen Mitgliederdichte zusammenhängt. Tatsache ist, dass es für uns Frauen betreffend Spitzenfunktionen in der Gewerkschaft noch Luft nach oben gibt! Aus dem Bereich unserer GÖD wurden etwa 45 Prozent Frauen und etwa 55 Prozent Männer als Delegierte genannt. Bei einer GÖD-Mitgliederdichte von 54,96 Prozent Frauen könnte man meinen, dass dies eine zu geringe Zahl von weiblichen Delegierten sei. Auch wir in der GÖD stehen vor der großen Herausforderung, noch immer zu wenige Frauen in hohen personalvertreterischen und gewerkschaftlichen Gremien anzutreffen. Im kommenden Jahr wird es wieder eine gute Möglichkeit geben, um hier zu weiteren Verbesserungen und einem fairen Ausgleich in Bezug auf Frauen, Männer, Berufsgruppen, Mitgliederdichte zu kommen. Die Bundespersonalvertretungswahlen stehen im Herbst 2019 an, und jedes Personalvertretungsorgan hat die Möglichkeit, zum Beispiel eine Liste mit Reißverschlusssystem als Wahlvorschlag vorzubereiten. Ich hoffe sehr, dass eine erweiterte Bewusstseinsbildung zu einem Geschlechterausgleich auch bei den Personalvertretungsorganen führen wird. Frei nach dem Motto: „Einzeln sind wir Worte, gemeinsam ein Gedicht.“
Erschienen im GÖD-Magazin 5/18.