01.05.2018

Beruf.Zeit.Wandel.

Vergessen wir auch im Rahmen der Digitalisierung nicht auf ein wertschätzendes Miteinander.

Text: Monika Gabriel: GÖD-Vorsitzender-Stellvertreterin 
und Bereichsleiterin der GÖD-Frauen

 

Verwaltungsmodernisierung und Digitalisierung der Arbeits- und Lebenswelt schreiten weiterhin rasch voran. Der „elektronische Akt“, egal in welcher Form, wurde zur Selbstverständlichkeit – Vokabeln wie Datenschutz-Grundverordnung gehören nun nahezu zum täglichen Wortschatz. Berufsbilder änderten sich in den letzten Jahren sehr rasch. ArbeitnehmerInnen sind gefordert, laufend Neues zu (er) lernen. Einige Berufe, wie zum Beispiel derjenige des Buchdruckers, sind fast gänzlich aus der modernen Erwerbswelt verschwunden. In den 70er-Jahren etwa wurden Diktate noch von Sekretärinnen mittels mechanischer und danach elektronischer Schreibmaschinen nach einem Stenografiediktat aufs Papier gebracht. Auf Karteikarten wurden Name, Telefonnummer und Adresse meist händisch notiert und verwaltet. Die Qualität der Arbeit war hoch und gut erkennbar, die Quantität zu bewältigen. In den 1990erund 2000er-Jahren entwickelten sich PC-Arbeitsplätze, die Arbeitsgeschwindigkeit nahm ebenso schleichend, aber deutlich zu wie die Quantität der Arbeit, die Arbeitsplätze in den Büros (vor allem Frauenarbeitsplätze!) wurden weniger. Technologisierung, Modernisierung und Digitalisierung haben inzwischen mit Riesenschritten fast alle Berufsbilder erreicht. Wir erleben das fast täglich. Egal, ob an der Kasse im Supermarkt, bei der Bestellung im Restaurant, im Eissalon, in den Spitälern, in den Büros, in den Schulen und zum Teil auch schon in den Kirchen. Wir leben – und dieser Entwicklung kann sich niemand entziehen – in einer unglaublich schnelllebigen Zeit. Egal ob privat oder beruflich. Auch die Kommunikation, das Miteinanderreden, findet modernisiert = erkürzt statt. E-Mail, SMS, WhatsApp, Twitter und Facebook bieten uns die Möglichkeit, mit vielen Menschen „befreundet“ zu sein und sich via Kurznachrichten auszutauschen. Wer heute noch miteinander telefoniert und dabei eine ernsthafte Unterhaltung führt, der ist fast schon retro. Persönliche Begegnungen mit echten Gesprächsinhalten und ehrlichem Meinungsaustausch sowie der Möglichkeit, sich gegenseitig zu verstehen, sind selten geworden. Kaum jemand bemüht sich mehr, die Meinung des Gegenübers ernsthaft anzuhören oder gar anzuerkennen bzw. auch bei gegensätzlicher Meinung wenigstens einen kleinen, gemeinsamen Nenner zu finden – und so das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen. Nur noch wenige nehmen sich Zeit dafür, nach einem Gespräch mit einem Lächeln oder einem anderen Zeichen der Wertschätzung auseinanderzugehen. Mit der rasch voranschreitenden modernisierten und digitalisierten Arbeitswelt wird vieles „anders“ organisiert, mit dieser modernisierten Erwerbsarbeit müssen wir alle erst lernen, besser umzugehen. Dennoch wird es wichtig sein, auf eine gewisse Balance zwischen Beruf, Familie, Freizeit, Partnerschaftlichkeit und Selbstbestimmtheit zu achten. Denn diese Werte sollten aus meiner Sicht stets die Basis eines gedeihlichen Miteinanders in der Berufswelt sein = Mensch.Alltag.Einklang.

 

Erschienen im GÖD-Magazin 04/18

Schlagworte

Frauen

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