03.05.2015

"Brenna tuats guat" - Lassen wir uns nicht verheizen!

Text: Theresia Poleschovsky, GÖD-Landesfrauenvorsitzende OÖ

 

Nichts im Leben bleibt unverändert, auch nicht das Rollenbild der Frau. Ich denke, es wurden für Frauen gerade in den letzten Jahren viele gut gemeinte Verbesserungen geschaffen. Die schulische Ausbildung und die damit verbundenen beruflichen Möglichkeiten ermöglichen es Frauen, ein teilweise unabhängiges und selbstständiges Leben gestalten zu können. Den Wunsch, Beruf, Karriere, Familie und Freizeit vernünftig zu vereinen, sollte sich jede Frau erfüllen können. Davon sind wir leider noch ein gutes Stück entfernt – und das, obwohl man schon längst erkannt hat, dass die männlichen und weiblichen Stärken die Erfolgsfaktoren für die Zukunft sind. Trotzdem müssen Frauen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft viel auf sich nehmen. Sie übersehen dabei, dass sie dafür zu viel Kraft und Energie investieren und leicht auf sich selbst vergessen können. Der „weibliche Perfektionismus“ und die Angst vor Fehlern sind dabei manchmal unvermeidliche Begleiter. Dieser Perfektionismus in Kombination mit belastenden Rahmenbedingungen treibt Frauen oft bis weit über ihre Belastungsgrenze hinaus und ist die Ursache, warum Frauen manchmal „ausbrennen“. Sich ständig verbiegen und den „besseren Mann“ stellen zu müssen, macht offensichtlich nicht erfolgreich und auch nicht glücklich. Schwer oder unerreichbare Ideale lassen uns klein erscheinen und bringen uns aus der Balance. Wie heißt es in dem Lied von Hubert von Goisern? „Wann ma lang so weiter hoazen, brennt da Huat.“ Perfekt im Job, perfekt als Partnerin, mit perfekter Figur und einem perfekten Zuhause als Garantie für Glück, Anerkennung und Erfolg? Diese Art von Perfektionismus ist auf Dauer kein Garant für Erfolg und Karriere, sondern macht krank und lässt Frau nicht mehr Frau sein. Geist und Körper werden in Mitleidenschaft gezogen, wenn Menschen zu viel Energie in ihre Arbeit stecken und dabei den gesunden Umgang mit sich selbst verlieren. Die zunehmende Arbeitsbelastung mit geringem Gestaltungsspielraum, dazu die ständige Erreichbarkeit durch Smartphone und Co. sowie fehlende Ausgleichsmöglichkeiten in der Freizeit belasten die angespannte Situation zusätzlich. Wenn Arbeitszeit und Freizeit verschmelzen, fehlen wichtige Erholungsphasen. Frauen trifft das durch ihre Mehr- und Doppelbelastung oft wesentlich härter als Männer. Ist das alles der unvermeidliche Preis für mehr Bildung und die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Karriere? Wie soll Frau mit dieser Situation umgehen, die sich offenbar so schnell nicht perfektionieren lässt? Es gibt dafür ganz sicher keine Patentrezepte, aber doch einige hilfreiche Erfahrungen und Überlegungen. Versuchen wir zu differenzieren, was wir wirklich wollen und brauchen, und haben wir auch den Mut, uns darauf zu konzentrieren. Medien, Hochglanzmagazine und moderne Kommunikationsmöglichkeiten verstellen dabei oft die Sicht auf mögliche menschliche Begegnungen. Aber nur mit vertrauten Menschen können wir Freude teilen und Erfolge wirklich feiern, nur diesen Menschen können wir auch Niederlagen anvertrauen und von ihnen ehrliche Hilfe erwarten. Wenn wir Frauen uns auf die Ziele, Wünsche und Sehnsüchte konzentrieren, die uns wirklich wichtig sind, besteht keine Gefahr des Ausbrennens. Lassen wir uns nicht verheizen!

 

Erschienen im GÖD-Magazin 4/15 auf Seite 37
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